"Der Teufel wohnt in dieser Stadt, mein Kind", flüstert sie unruhig und blickt immer wieder zur Tür des kleinen Ladens, scheinbar darauf bedacht, dass niemand uns belauscht. Dann packt sie mich am Unterarm und zieht mich mit erstaunlicher Kraft in die Tiefkühlabteilung. In diesem dürren und alten Körper scheint Entschlossenheit zu stecken; aber auch Geist?
"Du solltest verschwinden." Ihre dunklen Augen sind eindringlich auf mich gerichtet und in ihrem Gesicht liegt eine Ernsthaftigkeit, die mich erschaudern lässt. Vielleicht ist sie irgendwo ausgebrochen, vielleicht psychisch labil, vielleicht wurde sie gerade verzweifelt von ihrer übergewichtigen Schwiegertochter gesucht, die die alte Frau zurück zu ihrer Wärmedecke und den Tabletten bringen wollte...
"Glaube mir, bitte glaube mir." Beinahe wimmernd kommen ihr diese Worte über die Lippen. "Der Teufel hat mir meinen Mann genommen, und mich wird er auch bald mit sich nehmen. Sie sagen, ich hätte es getan, aber es war der Teufel. Der Teufel, Junge, hörst du! Der Teufel. Er kommt, wenn du es nicht erwartest. Er macht deine Seele kalt und lenkt deine Glieder. Lässt deinen Mund Sachen sagen, die du nicht einmal denken könntest. Er lebt hier. Du solltest nicht hier sein, niemand sollte das." Sie beginnt zu zittern und ich habe Angst, dass sie zusammenbricht. Sie scheint sehr aufgeregt zu sein, all ihre Kräfte in dieses Gespräch zu legen. Ich will nicht, dass sie sich wegen mir so verausgabt.
Die alte Frau stützt sich auf ihre Gehhilfe und rollt näher an mich heran. Ihre Augen werden schmaler und ich sehe, wie die Knöchel ihrer Hände unter ihrem harten Griff um die Stange der Hilfe weiß werden. "Verschwinde!" Leise, sehr leise sind ihre Worte, und trotzdem verfehlen sie ihre Wirkung nicht. Unwillkürlich trete ich einen Schritt zurück und starre sie einfach nur an.
Das monotone Summen der Kühltruhen schwirrt durch die Luft und ich bekomme eine Gänsehaut. Wegen ihren Worten, dieser Situation oder der Kälte, die mir entgegen gepustet wird um Käse und Joghurt zu kühlen?
"Ich-"
"Miss Bagmayr! Miss Bagmayr, da sind Sie ja." Die Stimme eines Jungen bricht sich in der Leere, die meine Gedanken umgibt und dringt nur langsam in mein Bewusstsein durch. Ich blinzle und entdecke einen pickligen jungen Mann, der auf uns zugestolpert kommt. Er trägt keine Zahnspange, was mich überrascht. Normalerweise tragen solche Menschen immer Zahnspangen.
"Miss Bagmayr, Ihr Sohn sucht schon ganz Row Will nach Ihnen ab", beginnt er keuchend und quält ein falsches Lächeln auf seine Lippen, als er bei uns ankommt. Er riecht nach Schweiß und Pfefferminzbonbons.
Seine Hand legt sich auf ihren Arm, die andere auf die Gehhilfe. Er versucht, unauffällig einen Fuß vor die Rollen des kleinen Wagens zu schieben, scheitert allerdings an der Agilität der alten Frau.
"Verschwinde, Jensen", murmelt sie leise, macht sich von ihm los und rollt hektisch in die Richtung, aus der wir gekommen sind. Der Junge eilt ihr nach und schenkt mir ebenfalls eines seiner bezaubernden Lächeln. Dann legt er seine Hand wieder auf den Unterarm der alten Lady und mir wird schlecht, als ich sehe, wie fest sich seine Finger um die dürren Glieder der Frau schlingen.
Ich lege die Pfefferminzbonbons, die ich eigentlich hatte kaufen wollen, in einen Karton mit Schokopudding und verlasse den Laden.
Werde auch diese Stadt bald verlassen.
Verschwinden.Eckpunkte
- Wir spielen in der fiktiven Kleinstadt Row Will
- Im alltäglichen Play spielt es sich wie ein Reallife-Board
- Es gibt einen Teufel, der sich anderer Menschen bemächtigen und ihr Handeln beeinflussen kann [mehr Informationen]
- Es können nur Menschen angemeldet werden
- Wir sind FSK 14 gerated